Tiere, die von uns Menschen betreut und gepflegt werden, sollen bestmöglich versorgt werden. Dafür müssen wir wissen, was sie genau benötigen. Forschung und Wissen können dabei helfen und die Ernährung landwirtschaftlicher Nutztiere und auch der Haustiere zu verbessern.
Forschungsarbeiten im Bereich der Tierernährung liefern Ergebnisse in wissenschaftlicher, technischer und/oder wirtschaftlicher Hinsicht. Erste Informationen über die Verdauung der Tiere und die Festlegung von analytischen Methoden, die heute noch gelten, gab es schon seit dem 18. Jahrhundert. Universitäten und Hochschulen führen entweder eigene Fütterungsstudien durch oder sie forschen im Auftrag Dritter, zum Beispiel Futtermittelfirmen. Diese arbeiten mit Hochschulen und Forschungseinrichtungen zusammen, um auf wissenschaftlicher Grundlage neue Futterkonzepte zu erarbeiten. Neue Futterrezepturen werden dann häufig in Zusammenarbeit mit Landwirten in der Praxis überprüft.
Um möglichst genaue Erkenntnisse über eine optimale Tierernährung zu erhalten, erfolgt die Forschung in diesem Bereich heutzutage in zwei wesentlichen Gebieten: Grundlagenforschung und angewandte Forschung.
Grundlagenforschung
In der Grundlagenforschung geht es darum, grundlegende physiologische Fragen zu klären. Also nachzuvollziehen, wie die Verdauung bei den Tieren funktioniert und welchen Bedarf an Nährstoffen es gibt. Dieser Bedarf ist sehr unterschiedlich und abhängig von vielen Faktoren: zum einen von der Tierart und -rasse und dem Alter des Tieres, zum anderen hat die Nutzungsrichtung Auswirkungen auf den Bedarf – also, ob es beispielsweise
- Freizeitpony oder Rennpferd ist,
- großer Rettungshund oder kleiner, alter Hund als Familienmitglied oder auch
- Kalb, Milchkuh oder Mastrind,
- säugende Sau, Ferkel, Mastschwein oder
- Legehenne, Pute oder vielleicht auch Zuchttaube oder Wellensittich.
Die Beeinflussung der grundlegenden Vorgänge im Zellstoffwechsel und Wechselbeziehungen zwischen Ernährung und Körperfunktionen gehören ebenso zur Grundlagenforschung der Tierernährung wie die Funktionen des Darms und seine Gesunderhaltung.
Angewandte Forschung
Bei der angewandten Forschung geht es konkret darum, zielgenau ernähren zu können. Kurz gesagt: Mit möglichst wenig Input (= Futter) eine bestmögliche Tierversorgung mit geringstmöglichem Output (= Kot, Ausscheidung) erreichen. Das Futter sollte dabei jeweils vom Körper benötigte Menge an Nährstoffen enthalten, der Kot so wenig wie möglich ungenutzte Nährstoffe. Somit wird die Umwelt so wenig wie möglich belastet.
Ein Beispiel: Nährstoffreduzierte Fütterungssysteme, bei denen die Nährstoffe Stickstoff (N) und Phosphor (P) möglichst nah am Bedarf gefüttert werden – wodurch deren Mengen in der Gülle reduziert werden konnten. Spezielle Fragen sind bei der angewandten Forschung auch, wie man bestimmte kritische Stoffe noch weiter in den Ausscheidungen senken kann, aber gleichzeitig den Nährstoffbedarf der Tiere erfüllt.
Die Futtermittelkunde, lange in der Forschung vernachlässigt, gewinnt in letzter Zeit deutlich wieder an Bedeutung: Die natürliche Zusammensetzung der einzelnen Futtermittel schwankt je nach Boden-, Anbau- und Saisonverhältnissen. Zudem können Futtermittel natürlich vorkommende Stoffe enthalten, die in der Tierhaltung eher negativ sind – zum Beispiel Blausäure in Leinsaat. Andere Futtermittel bringen für die Tierernährung positive Inhaltsstoffe mit sich (als Beispiel: Rohfasergehalt in Weizenkleien).
Schließlich stammen immer mehr Futtermittel als Koppelprodukte aus der industriellen Verarbeitung von Lebensmitteln. Das ist durchaus auch erwünscht: So können anfallende Produkte, die wir Menschen nicht essen mögen, in der tierischen Ernährung eingesetzt werden und müssen nicht thermisch verwertet werden. Allerdings muss man wissen, dass diese Nebenprodukte (zumeist aus der Lebensmittelindustrie) häufig in ihrer Zusammensetzung schwanken – je nach Verarbeitungsgrad. Fundierte Kenntnisse über die einzelnen Futtermittel und deren Inhaltsstoffe sind daher die Grundlage aller Bemühungen um wirksame Qualitätssicherung.