Immer wieder begegnen einem Vorurteile und Aussagen rund um das Thema Tierernährung und Futtermittel, die nicht stimmen bzw. die Wahrheit verzerrt wiedergeben. Hier sind einmal die häufigsten Irrtümer zusammen- und in Kürze richtiggestellt.
Mit „Turbofuttern“ werden die Tiere zu nicht artgerechten Milch-, Fleisch- und Legeleistungen getrieben.
Das stimmt so nicht. Die Nährstoffversorgung der Tiere muss der Leistung (tägliche Zunahme, Lege-oder Milchleistung, Legephase), dem Alter und der Wachstums- oder Stoffwechselphase entsprechen. Allerdings ist hier die jeweilige Genetik der Tiere der Taktgeber und bestimmt das Leistungsvermögen und damit das, was die Tiere benötigen, um gesund zu bleiben. Liefert das Futter die nötigen Nährstoffe nicht, gibt es dementsprechend gesundheitliche Probleme – beim Tier ähnlich wie beim Menschen.
Die deutsche Tierhaltung wird überwiegend mit Importfuttermitteln versorgt.
Falsch. Deutschlands Nutztiere fressen insgesamt jährlich knapp 72 Millionen Tonnen Futter (GE). Davon stammen nur etwa 15 Prozent nicht aus Deutschland, sondern aus anderen EU-Mitgliedstaaten und Drittländern. Die Importe sind aber unterschiedlich verteilt, Eiweißfuttermittel haben einen hohen Anteil, weil ihr Anbau in Europa wenig attraktiv ist.
Soja für die Fleischerzeugung in Europa zerstört den Regenwald.
Falsch. Die wichtigsten Soja-Anbaugebiete liegen klimatisch bedingt in den USA, in Brasilien und Argentinien. Die EU bezieht 12 Prozent der weltweiten Ernte mit rückläufiger Tendenz. Dagegen steigt die Nachfrage aus Asien und insbesondere China deutlich an.
Vor diesem Hintergrund würden von einer europäischen Selbstbeschränkung keine relevanten Effekte oder Lenkungswirkungen auf die Sojaproduktion ausgehen. Das seit 2006 geltende Soja-Moratorium untersagt den Handel, die Finanzierung und den Erwerb von Soja von Regenwaldflächen, die nach Juli 2008 gerodet wurden. Es wird getragen von Wirtschaft, Umweltministerium und Nichtregierungsorganisationen (u. a. Greenpeace, WWF) und hat zu nachweislichen Erfolgen geführt.
Die Zerstörung der Primärwälder hat viele Ursachen, die sozioökonomischer Natur sind und die den Bedingungen von Schwellenländern geschuldet sind. Im Hinblick auf Ökoeffizienz und Nachhaltigkeit ist der Anbau von Agrarprodukten in klimatisch begünstigten Zonen zu fördern. Für Europa sind dies in erster Linie Getreide, Raps und Mais. Soja findet in Lateinamerika optimale Bedingungen.
Die Hersteller können in ihrem Futter alles Mögliche unkontrolliert untermischen.
Falsch. Futtermittel und ihre Bestandteile sind umfangreicher offenzulegen und zu kennzeichnen als die meisten Lebensmittel, so fordert es das europäische Futtermittelrecht. Die Kennzeichnung von Futter ist ein wesentlicher Bestandteil der Information an den Landwirt. Auch das Netz behördlicher Kontrollen ist engmaschig, wie die Kontrollstatistiken belegen.
Für ein Kilogramm Rindfleisch benötigt man sieben Kilogramm Getreide.
Diese Aussage ist „doppelt falsch“. Zum Einen: Wiederkäuer können nicht ausschließlich mit Getreide und ähnlichen Produkten ernährt werden. Sie benötigen eine Mindestmenge an faserreichen Futtermitteln (Grasprodukte wie Heu, Silagen und andere Raufutter), damit ihr Vormagensystem richtig funktioniert. Zum Anderen: Unter europäischen Bedingungen könnte die These allenfalls lauten: Für ein Kilogramm Rindfleisch benötigt man bis zu sieben Kilogramm Biomasse. Neben dem erwähnten Raufutter (das Menschen im Gegensatz zu Wiederkäuern nicht verdauen können) werden vor allem Nebenprodukte aus der Lebensmittelherstellung eingesetzt, welche nicht direkt für die menschliche Ernährung verwendet werden können. Diese Produkte kommen beispielsweise aus Mehlmühlen (Kleie), Ölmühlen (Ölschrote), Zuckerfabriken (Melasse, Trockenschnitzel), Stärkefabriken, Molkereien, Brauereien usw.
Der Landwirt kann seinen Tieren füttern, was er will.
Nein. Jeder Landwirt, der lebensmittelliefernde Tiere hält (also Tiere, von denen Fleisch, Milch, Eier für uns als Lebensmittel gewonnen werden), hat sich an die Vorgaben des Futtermittel-, Veterinär- und Lebensmittelrechts zu halten. Diese beziehen sich unter anderem auf die Auswahl der Futtermittel, deren Erzeugung und Verfütterung.